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Ägyptische Diagonalen

In der Brettchenweberei versteht unter dem Begriff "Ägyptische Diagonale" eine bestimmte Webtechnik, bei der alle Brettchen zweifarbig bespannt sind und gegeneinander versetzt gedreht werden.

Wann der Begriff der „Ägyptischen Diagonalen“ geprägt wurde, weiß ich nicht. Allerdings hat schon Lehmann-Filhés (1901) die Theorie aufgestellt, dass bereits in Alten Ägypten Brettchenweberei angewendet wurde. Denn Archäologen haben sich Statuen und Abbildungen aus der Ramses-Zeit, ca. 2.000 vor Christus, angesehen. Diese Statuen tragen „Röcke" - oder besser ausgedrückt „Lendenschurze“ - mit Gürteln mit Rauten- und Diagonalmustern. Die Idee der Archäologen war: Die Gürtel müssen brettchengewebt sein. Denn man kann eben diese Muster relativ einfach mit Brettchenweben herstellen.

Einziger Haken an dieser Annahme: Es gibt keinerlei Belege, dass die Ägypter Brettchenweben beherrschten. Obwohl es unzählige Fresken mit Alltags- und Handwerksdarstellungen gibt, gibt jedoch kein einziges auf dem die Technik dargestellt wird. Es gibt auch keine Funde wie Webbrettchen oder Rahmen oder gar ein Gewebe selbst, das darauf schließen lässt, dass die Ägypter in der vorchristlichen Zeit die Brettchenweberei beherrschten. Erste Belege für Brettchenweberei in Ägypten datieren aus dem 17. oder 18. Jahrhundert nach Christi. Der Begriff war in der Fachliteratur schon eingeprägt, obwohl diese Technik überhaupt nichts mit Ägyptischer Weberei zu tun hat.