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Das Hochmittelalter


Die Brettchenweberei erreichte im Hochmittelalter einen neuen Höhepunkt. Sie war gekennzeichnet durch die Materialien Seide, Gold- und Silberlaan (Seidengarn mit Gold bzw. Silberfaden umwickelt). Vorherrschende Technik war das Broschieren. Diese Aussage gilt für die Bänder, die sich in Kirchensätzen erhalten haben. Es gibt keine Funde von Brettchenweberei im Alltag. Sie scheinen bei der Kleidung der normalen Leute und des Adels ihre Bedeutung verloren zu haben. Hier sollen nun einige ausgewählte Stücke des Hochmittelalters gezeigt werden, die die verschiedenen Techniken widerspiegeln.

Ein besonders Seidenband aus Süddeutschland (Augsburg) stammt aus dem 10. Jahrhundert. Dieses Band wurde mit ca. 100 Brettchen gewebt. Der Rand besteht aus 4 Brettchen aus grüner Seide, der Musterteil wurde mit roter Seide gearbeitet. Das Band ist einfarbig. Die Musterbildung geschieht nur durch die Änderung der Drehrichtung, so dass der Schriftzug "NOMINE" in römischen Lettern zu lesen ist.

 

Aus dem Kirchensatz St. Donat, Arlon in Belgien stammt nebenstehende die Stola. Es ist in Köperstruktur gewoben. Es wird angenommen, dass es aus dem 12. Jahrhundert stammt.

 

Eein französisches kirchliches Band wird ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert. Es handelt sich um Seide mit Gold- und Silberbroschierungen. Hier zeigt sich auch bereits, dass brettchengewobene Bänder gern als Stickgrund verwendet wurden. Die Lilien sind eine Goldstickerei.

 

Eine ähnliche prunkvolle Stola stammt vermutlich aus Sizilien aus dem 13. Jahrhundert. Die Goldbroschierungen sind auch der Rückseite zu sehen. Den Grund bildet eine braune Seide.

 

Eine Borte in Schnurbindung aus dem 13. Jahrhundert stammt aus Halberstadt. Das Muster dieser Altartuchborte entsteht durch Manipulation einzelner Brettchengruppen. Neben ist eine Reproduktion in Seide abgebildet, die jedoch nicht in den Originalfarben gewebt wurde.

Die hier vorgestellten Bespiele lassen nur erahnen, welche Pracht in der Brettchenweberei im Hochmittelalter erreicht wurde. Es scheint jedoch festzustehen, dass solche Arbeiten für die Kirche herzustellen ein Privileg von Klöstern und Adeligen war.

 

Eine einzige Abbildung von Brettchenweberei aus dieser Zeit ist aus dem Codex Manesse bekannt. Das Bild des Herrn Rost, Kirchherr zu Sarnen stammt aus dem 14. Jahrhundert. Die Dame arbeitet mit sechseckigen Brettchen. Vermutlich hält sie ein Webschwert in der Hand. Allerdings ist die Anordnung der Webgeräte entlang der Kette unsinnig. Der gezeigte Gatterkamm kann nicht vor den Webbrettchen gestanden haben. Der Maler kannte vermutlich den Vorgang der Brettchenweberei selbst nur von Zeichnungen.