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Perserin
Meine Darstellung entspricht einer persischen Tempeltänzerin des 14. Jahrhundert. Als Vorlage diente mir eine Miniatur aus dem Buch der Königinnen. Die abgebildete Tänzerin trägt eine Wickelhose mit blauen und weißen Streifen und einen gelben Kaftan, der blau gefüttert ist. Auffällig ist die seltsam gezackte Ärmelform. Solche hängenden Ärmel mit verschiedenen Randformen findet man jedoch auf diversen Abbildungen dieser Zeit.
Als Tänzerin ist die Abgebildete nicht nur an ihrer Haltung, sondern auch an den Hölzern in den Händen zu erkennen, mit denen sie den Takt angibt. Besonders auffällig ist der Kopfschmuck und die Haarsträhnen, die tief über den Rücken hängen.
Für meine Darstellung habe ich die Farben weitestgehend invertiert. So trage ich eine gelbe Hose mit aufgedruckten blauen Ornameten. Nach langer Suche konnte ich allerdings einen wunderschöne gestreifte Seide finden, und habe daraus eine zweite Hose geschneidert.
Mein Kaftan ist aus dunkeltürkisem Leinenstoff. Im Brustbereich ist er mit blauen Stoff gefüttert. Bei den Ärmel habe ich mich möglichst eng an die Vorlage gehalten und das gezackte Muster nachgeschneidert. Auch die Knopfleiste entspricht der Miniatur. Meine Knöpfe sind Aventurinperlen. Der Kaftan wird mit einem Tuch gegürtet, was beim Tanzen gut die Hüften getont. Münztücher, wie sie zum modernen Bauchtanz genommen werden, waren in Persien des späten Mittelalters unbekannt.
Gewöhnlich trage ich einen sehr langen Schleier, der bis an meine Fersen reicht. Dies entspricht nicht dem gezeigten Kopfputz. Allerdings ist diese Trageweise typisch für die vornehme Bevölkerung Persiens dieser Zeit. Diese langen Schleier können nach vorne über die Schultern gelegt werden und umgeben so fast den gesamten Körper. Sie sind die Vorläufer der tradionellen afganischen Burka. Die große Halskette beruht auf traditionellen Vorlagen aus dem heutigen Iran. Um die Gesamtdarstellung perfekt zu machen, trage ich zahlreiche Armreife, entsprechende Ohrringe und trage zeitgemäße Schminke auf. Alle nachfolgenden Bilder wurden mir freundlicherweise von www.seelenfaengerin.de zu Verfügung gestellt.
Zur Quellenlage
Als Quellen gibt es sowohl historische Texte als auch grafische Darstellung in großer Zahl. Allerdings beziehen sich diese Quellen größtensteils auf das späte Mittelalter bzw. die frühe Renaissance (ca. 14. Jh. - 16. Jh. oder später). Es gibt mehrere Miniaturenbände, die allerdings aus dieser Zeit datieren. Daher kann man bei einer Darstellung eines Persers kaum von "Mittelalter-Reenactment" sprechen. Die Zeitstellungen werden im nahöstlichen Raum anders definiert wie in Mitteleuropa. Dazu kommt ein Abbildungsverbot von Menschen, insbesondere des Propheten Mohammend, im Zeitraum nach der Ausbreitung des muslemischen Glaubens. Deshalb fehlen besonders Aufzeichnungen in einem Zeitraum von ca. 600 Jahren (6. Jh. bis 12. Jh.). Erst im 13. Jh. wurde dieses Verbot umgangen, indem man z.B. den Propheten Mohammed mit einem Schleier vor dem Gesicht zeichnete. Dieses Verbot existiert auch heute noch.
Die schriftlichen Quellen enthalten wie in Europa nur weniges über das alltägliche Leben. Sie beschreiben viele gewaltsame Konflikte, Steuerabgaben etc. und ähneln damit den schriftlichen Quellen aus Europa zu dieser Zeit. Außerdem ist es extrem schwierig an die Original-Texte heranzukommen und diese dann auch noch adäquat zu übersetzen.
Meine Darstellung beruht daher auf Informationen aus verschiedenen Sammelbänden, die einem modernen Europäer in öffentlichen Bibliotheken zugänglich sind.
Besonders herausheben möchte ich jedoch die verschiedenen Miniatursammlungen, die z.B. mit der Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse) vergleichbar sind. Dazu gehören:
- Baisonghors Schahnamè (um 1430)
- Kalila und Dimna (1410-1420)
- Mubakka Gulshan (um 1480, z. T. jünger)
- Khamsè des Djami (Ende 15. Jh. - Mitte 16. Jh.)
- Djami al-Tawarikh (1596)