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Haithabu
Die Siedlung Haithabu / Hedeby
Eigentlich müsste man den Fund- und Siedlungsort Haithabu im deutschen Ostseeraum einsortieren. Zur Wikingerzeit war die Haithabu (dän.: Hedeby) jedoch eine dänische Siedlung, die im Einflussbereichs der Dänenkönige lag.
Im 9.-11. Jahrhundert nach Christus lebten in der Siedlung Haithabu an der Schlei der Schlewsig min. 1.000 Menschen dauerhaft. Die mehr als 1.000 Gräber spiegeln den Reichtum und die Bedeutung des Hafens wider. In der Siedlung konnte bei Ausgrabungen zahlreiche Handwerke, wie Schmieden, Bronzeguss und so die Möglichkeite der Glasperlenherstellung nachgewiesen werden. Bereits kurz vor dem Niedergang der Wikinger wurde Haithabu aufgegeben, nachdem es bei deiner Schlacht zwischen Harald von Norwegen und Sweyn II. von Dänemark zerstört wurde.
Seit langem gibt es unterschiedliche Grabungskampagnen, die die Siedlung und die Gräber freilegten. Umfangreiche Ausgrabungen gab es auch im Hafen von Haithabu, in dem mehrere gesunkene Schiffe sowie weitere spektakuläre Funde gemacht wurden.
Die Glasperlen von Haithabu
In der Siedlung, in den Gräber und im Hafen wurden fast 9.000 Objekte aus Glas gefunden. Mehr als 7.000 davon waren Glasperlen. Darunter waren auch kleinste Perlen, die gerade mal 2 mm in Durchmesser haben. 77% aller Glasperlen sind einfarbig, nur 7,7 % sind mehrfarbig Perlen. Bei den restlichen Perlen handelt es sich um foliierte Perlen. Die bisher ausgegrabenen Glasperlen von Haithabu sind gut erforscht und dokumentiert, so dass man sehr gute Repliken anfertigen kann.
Einfarbige Glasperlen
Nach Steppuhn (1998) werden die Glasperlen nach ihrer Form, Muster und Farbe eingeteilt.
Es werden 16 Formen unterschieden: gerundet scheibenförmig, ringförmig, hohl, tonnenförmig, gedrückt kugelig, einfach und mehrfach segmentiert, melonig gerippt, flach, prismatisch, zylindrisch, walzenförmig, kugelig, polyedrisch, doppelkonisch und birnenförmig. Die nebenstehende Graphik dient zur Verdeutlichung der Formen. Nicht alle abgebildeten Perlen gab es in dieser Farbkombination in Haithabu.
Bei den einfarbigen Perlen definiert Steppuhn die Farben Blau, Grün, Gelb, Weiß, Graublau, Dunkelrot, Farblos, Orange, Braungelb und Purpur. Natürlich gibt es bei jeweiligen Farben unterschiedliche Nuancen, die nicht einzeln unterschieden werden. Bei den einzelnen Farben wird jedoch nochmals die Transparenz des Glases unterschieden, sprich ob die Perlen undurchsichtig, halbdurchsichtig oder durchsichtig sind. Einige Glasfarben treten in allen drei Formen der Transparenz auf. Orange und Dunkelrot liegen stets undurchschichtig vor.
Die mit Abstand häufigste Glasperle ist die blau durchsichtige scheibenförmige Perle.
Sehr interessant bei den einfarbigen Perlen sind flache Perlen, welche fast ausschließlich hell- oder dunkelblau durchsichtig sind. Es gibt zu diesem Perlentyp keine Parallelfunde in Skandinavien. Zwar wurden in der Oslo-Region Perlen dieser Form gefunden, jedoch waren diese Rot. Dieser Perlentyp ist damit typisch für Haithabu. Möglicherweise wurde er nur hier hergestellt.
Folienperlen
Glasperlen mit Gold- und Silberfolie stellen mit 15,2% die zwei größte Perlengruppe im gesamten Fundgut dar. Die meisten von ihnen waren hohl, segmentierte und zylindrische Perlen, sowohl einfach als auch mehrfach kamen ebenfalls vor.
Etwa zwei Drittel der hohlen Folienperlen waren mit Silberfolie und farblosem oder blauen Glas gearbeitet. Bei jenen mit Goldfolie wurde meist gelbbraunes Glas als Überfang verwendet. Hohle Folienperlen unterschieden sich deutlich in der Herstellung. Sie sind im Gegensatz zu allen anderen Perlen nicht gewickelt, sondern wurden geblasen.
Mehrfarbige Glasperlen
Für die mehrfarbigen Glasperlen gilt bei der Form diesselbe Einteilung wie bei den einfarbigen. Es dominiert die Ring- bzw. die Scheibenform. Ebenfalls häufig sind Perlen, die tonnenförmig sind. Die unterschiedlichen Verzierungen lassen sich in zehn Kategorien einteilen, bei denen es allerdings Varianten gibt: Zickzack, Augenflecken, Achterschleifen, Flecken/Sprenkel/Punkte, umlaufender Faden, Spirale, Fischgrätmuster, Querstreifen, Fadengitternetz und Reticella-Muster. Die nebenstende Graphik zeigt solche Verzierungsmuster. Zur Anschauung wurden auch Perlen aus anderen Regionen Skandinaviens gewählt.
Von den rund 540 mehrfarbigen Perlen weißt etwa ein Drittel eine Zickzackfadenverzierung auf. Diese Verzierung wird oft mit umlaufenden Fäden kombiniert. Die Farbkominationen sind vielfältig. Viele sind in ihrer Grundfarbe grün. Sie tragen meist zwei rote Fäden, die einen weißen oder gelben Zickzackfaden in der Mitte einrahmen. Dieser Perlentyp ist in Skandinavien während der gesamten Wikingerzeit weit verbreitet.
Bei den mehrfarbigen Glasperlen gibt es eine große Anzahl von Einzelfunden, die keine Vergleichsfunde in Skandinavien kennen.
Mosaikperlen
Als typische mehrfarbige Haithabu-Perle müsste man eigentlich Mosaikperlen und Mosaikaugen-/Strahlaugenperlen nennen. Dieser Typ stellen fast ein Drittel aller mehrfarbigen Perlen im Fundgut dar. Innerhalb dieser Gruppe es jedoch eine große Varianz bei der Gestaltung der Strahlenaugen und der Muster der Mosaikperlen.
Am häufigsten sind Strahlenaugenperlen und Mosaikaugenperlen.